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UA „Man kann nie wissen“
Neues Musiktheater über die ANGST

Eine Produktion der Micro Oper München von und mit Cornelia Melian (Stimme)

Musik: Ernst Bechert


Premiere (Uraufführung): 23. 9. 2011 um 20.30 Uhr
24.9. um 20.30 Uhr und 22.30 Uhr, 25. 9 um 15.00 Uhr und 20.30 Uhr,
Schwere Reiter München, Dachauerstr. 114
 
Musikalische Leitung/Sampler/Keyboards: Ernst Bechert
Szenische Umsetzung: Martina Veh
Text/Dramaturgie: Katrin Dollinger
Ausstattung: Robert Kis
Licht: Wieland Müller-Haslinger

Fotos: Regine Heiland 

 
Mit:

Mathis Mayr (Cello), Thomas Simmerl (Perkussion), Anton Kaun, Rumpeln (Video)
 
Sicherheit verkauft sich gut. Eine ganze Branche lebt davon, ihre Klientel gegen alle erwartbaren Lebensrisiken abzusichern. Ein surreales Gruselkabinett, das die alltägliche Verunsicherung in der modernen Leistungsgesellschaft musikalisch überhöht und bricht.                             


Zum Stück:

Das Gefühl des Unheimlichen zeugt von intellektueller Unsicherheit gegenüber nicht Vertrauenswürdigem, entsprungen aus einem sowohl allgemeinen als auch sehr persönlichen Klima der Angst: Die Sehnsuchts- oder Grausamkeits-Bilder setzen dort an, wo eine heile Welt, eine Sicherheit oder Gewissheit ihren Bruch erleidet. Auf der einen Seite rekurrieren die die Bilder natürlich auf einer Realitätsebene jenseits des Alltäglichen, auf der anderen eignen sie sich kaum für eine wohlige Flucht. Nicht selten lauert hinter der Oberfläche ein Abgrund, in den man jeden Moment stürzen kann. Die Flucht aus einer heutigen Realität, von der wir ihren Wahrheitsgrad gar nicht mehr beurteilen können, in die Idylle, eine Sehnsuchtsvorstellung oder in eine aggressive Überreaktion in Grausamkeitsphantasien.
Die Phantasien der Versicherungsangestellten sind  ein Ausdruck einer ambivalenten Sehnsucht nach Intimität und Geborgenheit bei gleichzeitigem Wissen um  die Unerfüllbarkeit derselben und die Inkompatibilität dieser Momente in der heutigen Welt. Dennoch ist ein Moment des Utopischen dabei, die Anziehungskraft einer Idee gegen Vernunft und Nutzen.
Die Episoden erinnern immer an irgendetwas, kippen den Grusel aber stets in Gelächter. Es sind trivial-bombastische Dramen am Schreibtisch einer Versicherungsangestellten. Um Grete A. immer wieder mit ihrer eigentlichen Bürorealität zu konfrontieren, verwenden wir einen Deus ex Machina: Das Telefon dun den Computer Hier wird sie immer wieder von ihrem Chef oder auch von Kunden zurückgeholt in ihre Realitätsebene des Büros… bis sich auch das Objekt Telefon verselbständigt….

Es ist ganz einfach in der heutigen Informationsflut von Terrorwarnungen über Wirtschaftskriminalität und Welt-Ernährungs-Sünden bis hin zu den globalen Umweltkatastrophen, den Kopf zu verlieren und sein Heil im Detail zu suchen. Dies ist kein unbekanntes Phänomen, wie wir beispielsweise aus der Epoche des Biedermeier wissen.
Eine gute Zeit für die Versicherungsgesellschaften und die Rückversicherungen. Das Geschäft mit der Angst boomt: Im Angebot sind Policen gegen Arbeitslosigkeit, Armut, sozialen Abstieg, Krankheit, Naturkatastrophen, Unfalltod, Versagensangst, Höhenangst, Platzangst, Angst vor großen Tieren, Angst vor kleinen Tieren, Angst vor großen Pflanzen, Angst vor kleinen Pflanzen, Schimmel, Bakterien, Viren und Dreck (auch politischen Dreck), Angst vor Schönheitsfehlern, Haarausfall, Orangenhaut, schlaffen Bauch, Hautunreinheiten im Allgemeinen, Prüfungsangst, Lampenfieber  und Vieles mehr.

In unserem Projekt MAN KANN NIE WISSEN gibt es eine Person, die das Kabinett unserer Ängste verwaltet: Die Versicherungsfachangestellte Grete A. Sorgfältig archiviert sie in ihrem Schrank die Schutzbriefe der Versicherungsnehmer. Sie überwacht die fristgerechten Eingänge der Prämienzahlungen und überprüft die Prämien im Versicherungsfall. Grete A. ist eine kompetente und zuverlässige Fachangestellte. Der tägliche Irrsinn und der Druck immer mehr Policen verkaufen zu müssen, ein fordernder Chef, der via Telefon ihren Büroalltag kontrolliert, unzufriedene Kunden und ein allgemeines Klima der Angst, treiben sie an den Rand des Nervenzusammenbruchs. 

Kein Wunder, dass sich Grete A. in eine Märchenwelt voller Zwerge und Zauberwesen flüchtet und sich aus der immer bedrohlicher wirkenden Welt  zwischen dem Druck ihres Chefs und den täglichen Hiobsbotschaften der Medien in eine fabelhafte Parallelwelt träumt.Fantasie und Erlebtes verschwimmen. Die Märchenfiguren entspringen den Erfahrungen ihres Büroalltags. Der Bürotisch mutiert zum „Kasperltheater“, die Akten, der Aktenvernichter, der Papierkorb und die Büropflanzen sowie der ganze persönliche Nippes von Grete A. entwickeln ihr Eigenleben und werden zu Spielfiguren ihrer Welt.

Grete A. findet ihr Alter Ego und mutiert am Ende sogar selbst zur Märchenfigur. Und Märchenfiguren haben oft nur wenig Durchblick. Am Ende der Geschichte, noch mitten im Kampf mit den immer weiter von der Realität entfernten irrealen Elementen, bekommt sie eine einmalige Chance: Die große Liebe drängt ungeahnt in ihr Leben. Kampf- und kopflos stürzt sie sich hinein in die große Leidenschaft, die sie mit dem Schubladenprinz mit dem kleinen Schnurrbart erlebt. Nun aber hat sie die Wahl: Eine Zukunft als Prinzessin in einer Spieluhr-Schublade oder ein Leben als Grete A. im Büro der Kosmsos-Versicherungen AG?

 

 

Eine Produktion der Micro Oper München

 

Unterstützt von:
Landeshauptstadt München, Kulturreferat
schwere reiter tanz/theater/musik
Fonds Darstellende Künste e.V.
Stiftung Bayerischer Musikfonds  

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