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President Jekyll (2012, UA)
Ein Musiktheater von Frido Mann, Christoph Reiserer und Martina Veh

zur Wahlveranstaltung im Amerikahaus 

 


Premiere (Uraufführung): 17. Oktober 2012, 19.00 Uhr – Theatersaal, Amerika Haus München, Karolinenplatz 5, 80333 München

Weitere Vorstellung: 19. Oktober 2012, 19.00 Uhr


Libretto, Idee: Frido Mann
Musik, Konzept: Christoph Reiserer
Inszenierung, Fassung: Martina Veh
Musikalische Leitung: Florian Appel
Ausstattung: Christl Wein
Licht: Benedikt Zehm
Video: Marc Stephan

 

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Sänger/Darsteller
Stephanie Marin (Mezzosopran), Olaf Becker (Schauspieler), Christopher Robson (Countertenor), Christian Schleicher (Tenor)


Orchester:
Tobias Weber (Gitarre/E-Gitarre), Georg Karger (Kontrabass, E-Bass), Florian Appel (Klavier, Hammond-Orgel), Anno Kesting (Drumset, Vibraphon) sowie 4 Radiosender


Chor:
Franziska Kaupper, Marion Kühn, Nikolaus Maier, Berta Rieder, Daniela Ries, Wolfgang Scheerer, Johannes Zirngibl, Jakob Arnold


Tontechnik: Stephan Ebertshäuser

Bühnenbau: Stefan Wintersberger
PR: Simone Lutz

Projektleitung: Monica Fauss

Fotos: Regine Heiland 


Assistenzen: Gwendolin Lehnerer (Regie), Jasmin Graev, Hannah Schlien (Ausstattung)
Hospitanz: Xueyang Liu (Ausstattung)

Fotos: Regine Heiland 

 


Zum Stück:

Was ist Theater, wenn nicht Wahlkampf in den USA: Die Kandidaten sind aufgestellt, das Rennen läuft! Im Oktober 2012 ist der amerikanische Präsidentschaftswahlkampf in seiner heißen Endphase angekommen und im Amerika Haus München läuft die Uraufführung des deutsch-/englischsprachigen Musiktheaters „President Jekyll“ von Frido Mann (Libretto), Christoph Reiserer (Musik) und Martina Veh (Inszenierung). Eine visionäre weltpolitische Parabel, die um die Frage nach dem Verhältnis von Macht und Moral kreist – ironische Seitenhiebe auf unsere medienbestimmte und optimierungssüchtige Gesellschaft inklusive.

Angelehnt an R. L. Stevensons Klassiker „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wird die dreifache Verwandlung und Rückverwandlung des Präsidenten einer Weltmacht in einen skrupellosen Diktator mittels neurowissenschaftlicher Experimente erzählt. Zunächst getrieben vom Wissenschaftler Dr. Weiss und dem Ehrgeiz seiner Berater, entwickelt sich die Verwandlung des President Jekyll zum „Neuen Menschen“ schließlich zu einem Selbstläufer, der in einer globalen apokalyptischen Katastrophe endet. 

„President Jekyll“ ist dabei kein abstrakt-philosophisches Musiktraktat, sondern eine Oper der und mit der Jetzt-Zeit, eine Zeitoper 2012. Und so verschränkt die Inszenierung den englischsprachigen Plot mit einer deutschen Kommentarebene, die den Handlungsverlauf reflektiert und zunehmend mit ihm verschmilzt. Ironisch setzt Regisseurin Martina Veh dabei bei unserer „Optimierungsgesellschaft“ an, denn wollen wir nicht alle Neue Menschen sein – schöner, schlauer, leistungsfähiger, ausgerüstet mit dem Besten, Neuesten und Innovativsten? Und so flanieren Modells über den Laufsteg und preisen blutdrucksenkende Jacken, Tanktops mit integriertem Personal Trainer, notrufsendene Skianzüge und implantierte  Verjüngungschips an – kein Wunder, dass der Präsident zugreift als ihm Dr. Weiß die Funktionskleidung für den besseren Politiker verspricht! Dass die große Was-Wäre-Wenn-Show in einem Showdown mit toten Modells im Fischbrunnen und einem sich verdunkelndem Himmel über München endet, wer konnte das ahnen…

Die Musik zu „President Jekyll“ stammt von dem Münchner Komponisten Christoph Reiserer, der mit einem Chor, drei Sängern, einem Schauspieler, vier Instrumentalisten und vier Radiosendern die Geschichte zum Klingen bringt. Durchgängig komponiert unterscheiden sich dennoch die zwei theatralen Ebenen des Stückes (Plot/Kommentarebene) gravierend voneinander. Im englischsprachigen Geschehen steht der Gesang im Vordergrund, der mit einem scheinbar einfachen, musicalartigen Songcharakter arbeitet. Eine Einfachheit, die sich als Trugbild erweist; Die Klarheit der Gesangsstimme löst sich durch Überlagerungen mit demselben Material auf, eine traumhafte Unschärfe entsteht, die sich einer eindeutigen Lesart verweigert und das Publikum nicht als Masse lenkt, sondern dem Individuum Freiräume lässt. Ein Auftrag, dem sich auch der Chor, musikalische Verkörperung des Volkes, ausgesetzt sieht: An bestimmten Stellen der mehrstimmigen Notation werden den Sängern keine Tempi vorgeschrieben – sie müssen ihre Wahl selbst treffen, bis sie schlussendlich vom Radiogerät ersetzt werden und ihre Stimmen nur aus dem Äther dringen. Die Kommentarebene dagegen ist von gesprochener Sprache bestimmt, unter der – dem Konzept der Filmmusik ähnlich – der Klang liegt. Ein Klang, der Räume schafft und verschiedene Räume besetzt, denn obwohl die vier Instrumentalisten stets im Saal präsent sind, scheint nur der Klang der akustischen Instrumente von hier zu kommen. Die Verstärkten hingegen brechen mit akustischem Druck durch die Türen des Theatersaales herein – eine Atmosphäre der Bedrohung, die im Laufe des Stückes anwächst.


Nachgefragt: Im Anschluss an die 2. Aufführung diskutieren Frido Mann, Christoph Reiserer und Martina Veh über Macht und Moral, Entscheidungsfähigkeit und Demokratie, Identität und Wahrheit. Moderation: Till Keil (Biologe und Wissenschaftsredakteur).


Eine Veranstaltung von B.A.Z. Amerika Haus München und Fauss und Veh GbR „ Jekyll"
Mit freundlicher Unterstützung von Casa Mann e.V., der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Amerika Haus Verein sowie der Deutschen Meisterschule für Mode in München.

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