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„L’OLIMPIADE“, ein Spiel?
Musiktheater für sieben Sänger/Darsteller,

zwei Cembali, zwei Barock-Geigen, Viola da Gamba und Live-Elektronik

nach Fragmenten eines Librettos von P. Metastasio

Ein Projekt von Martina Veh, Eva Pons, Nikolaus Witty

 

Uraufführung: 10./11. Juli 2014 um 20 Uhr, Reaktorhalle, Luisenstr. 37 a

 

Komposition/Musikalisches Konzept und Leitung/ Cembalo: Eva Pons
Idee/Szenisches Konzept/Text/Regie: Martina Veh
Dramaturgie/Konzept: Nikolaus Witty
Komposition/Live-Elekronik: Gunnar Geisse

 

Darsteller/Sänger:

Eric Ander (Bass),

Heeyun Choi (Bariton),

Marios Sarantidis (Bariton),

Yaewon Yun (Sopran),

Danae Kontora (hoher Kol Sopran),

Ingyu Hwang (Tenor),

Nadja Steinhart (Mezzosopran)

 


Raum: Anika Sönholz
Kostümbild: Anna Sophie Howoldt
Ton/Video: Miriam Reinhardt/Tom Heinrich
Licht: Georg Boeshenz

Technik: Otto Schönbach

Fotos: Lioba Schoeneck 

 

Produktionsleitung: Susanne Weinzierl 

 

 

zum Stück:

„Krieg ohne Kanonendonner“ – so beurteilte George Orwell 1941 den internationalen Leistungssport. Würden wir das heute auch unterschreiben?
Beispielhaft nahe liegen Sport und Kriegsbereitschaft in den filmischen Bildern von Leni Riefenstahl beisammen, die 1936 meisterhaft Ideologie und Begeisterung transportierten. Zu jeder Zeit warfen die Spiele durch weltumfassende Krisenherde und terroristische Bedrohungen Grundsatzfragen auf. Was also bieten die olympischen Spiele der Neuzeit, ein idealistisches Projekt des 19. Jahrhunderts: Unterhaltung, Kampfgeist oder Gemeinschaftsgefühle auf Abruf? Großveranstaltungen, wie sie im Vier-Jahres-Rhythmus vom Internationalen Olympischen Komitee veranstaltet werden, liefern auch heute Prestige und politischen Zündstoff gleichermaßen. Der Olympische Gedanke ist vor Instrumentalisierung nicht gefeit, sei es für die Werbung von Weltkonzernen oder von Staatssystemen. Vor dem Hintergrund von Dopingskandalen, IOC-Knebelverträgen und Milliardendeals für TV-Übertragungsrechte, was bedeuten da Vokabeln wie Sportsgeist? Fairness? Gesundheit? Freiheit?


Das Bild des Helden, eines gesunden Menschen, eines Siegers wirft auch heute aktuelle Fragen auf, individuell in den Biographien des Athleten im Leistungssport sowie angesichts der „unsportlichen“ Mitglieder der Gesellschaft: immer nah und intim am Körper des Sportlers, doch durch unüberwindbare Barrieren wie Flachbildfernseher, Public Viewing und Stadionarchitektur abgetrennt. Wie die technologische Perfektionierung von Messungsmethoden im Hochleistungssport gewinnt auch die Leistungsbeurteilung im Alltag an Popularität. 2011 in München hat sich Deutschlands erste Quantified-Self-Gruppe gegründet, deren Methoden von „Lifelogging, lifecaching, lifestreaming“ über „Psychological self-assessments“ und „Medical self-diagnostics“ bis zu „Personal genome sequencing“ reichen. Sicherlich wäre unsere Welt ärmer ohne die heldenhaften Idealbilder von Erfolg, Potenz und vollendeter Jugend, doch taugen sie wirklich als Vorbilder?


Wir laden ein zu einer musiktheatralen Recherche. Als Leistungssportler treten sieben Athleten aus dem Master-Studiengang Operngesang an, um sich in verschiedenen Disziplinen zu messen: nicht zuletzt an Passagen des Librettos „Die Olympiade“ von Pietro Metastasio (1698–1782) und dessen zahlreichen musikalischen Umsetzungen von Vivaldi bis Mozart. 
Martina Veh und Eva Pons setzen gemeinsam Ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort, die 2013 mit der „Nürnberger Puppe“ von Adolphe Adam begann.

 

Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi (* 3. Januar 1698 in Rom; † 12. April 1782 in Wien) hat 1734 ein Libretto verfasst, das nicht weniger als 17 Komponisten vertont haben. Der erste war, neben Antonio Vivaldi (1734 in Venedig), Antonio Caldara (1733), der letzte Gaetano Donizetti  1817, allerdings in unvollständiger Ausführung. 
Wir gehen Teilen dieses Librettos nach und bestücken dies mit den für die Sänger geeigneten Arien, Duetten und Ensembles aus den jeweiligen uns vorliegenden Opernmaterialien zu Metastasios Libretto.  Musikalisch setzen wir diesem Material eine Gegenwelt gegenüber:  eine Soundscape-Komposition von Eva Pons und Gunnar Geisse.
Szenisch beleuchten wir zwei Seiten einer Medaille: Den Sportler und seinen Zuschauer. In diesem Spannungsfeld erarbeiten wir die szenische Grundlage.


Liste der  Komponisten, denen das Libretto Metastasios zugrunde lag:

Antonio Caldara (28. August 1733, Erstfassung), Antonio Vivaldi (1734, Venedig, Teatro San Angelo), deutsche Erstaufführung 7. Dezember 2007 in Schwetzingen, Giovanni Battista Pergolesi (Januar 1735, Rom, Teatro di Tordinona), Leonardo Leo (1737, Neapel), Domenico Alberti (1739), Baldassare Galuppi (1748, Mailand), Egidio Romualdo Duni (1755), Johann Adolf Hasse (1756, Dresden), Tommaso Traetta (1758, Verona), Niccolò Jommelli (1761, Stuttgart), Niccolò Piccinni (1761, Rom), Vincenzo Manfredini (1762, Moskau), Antonio Sacchini, (1763, Padua), Josef Mysliveček (4. November 1778, Neapel, Teatro San Carlo), Domenico Cimarosa, (10. Juli 1784, Vicenza, Teatro Eretenio), Giovanni Paisiello, (20. Januar 1786, Neapel, Teatro San Carlo), Gaetano Donizetti, (1817, unvollständig) W.A. Mozart Konzertarien über l’ Olimpiade

Eine Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding Prinzregententheater
Hochschule für Musik und Theater München

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